Mrz 122014
 

Nachher ist wieder das monatliche Treffen der Autorengruppe. Ich habe gestern die Hausaufgabe für heute geschrieben – ja, ich weiß, nicht wirklich zeitig. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass ich unter Druck gut schreibe … Vorhin musste ich erst einmal nachlesen, ob die Geschichte auch vorlesbar ist und Mr. M. musste zuhören. Nun, scheinbar hat mich die Muse (auch wenn ich nicht ganz fit war) nicht verlassen. Hier also, ganz exclusiv:  (Ach ja, bitte daran denken, dass ICH diese Geschichte geschrieben habe und sie meinem Copyright unterliegt! Also nicht einfach klauen und als seine Geschichte ausgeben … habe ich schon erlebt und finde es (milde ausgedrückt) nicht gut!)

Einsam im Gewimmel
© 11.03.2014

Seit Monaten hat mich keiner mehr besucht. Ich bin ganz allein und um mich herum tost der Verkehr.
Die Autos rasen und hupen, die Fußgänger rennen und stolpern. Aber am schlimmsten sind die Fahrradfahrer. Die nehmen auf gar nichts Rücksicht.
Kaum fangen die ersten Vögel am Morgen zu singen an, beginnt das Gewimmel um mich herum. Erst am späten Abend beruhigt sich der Verkehr.
Früher stand immer ein Polizist bei mir und regelte den Verkehr, aber seit an jeder Ecke Ampeln stehen, braucht den Polizisten keiner mehr.

Ich weiß gar nicht, wie viele Sommer ich schon so alleine bin.
Vor ein paar Jahren rammte mich mal ein Bus. Das war eine Aufregung. Danach wurde auch mein Fuß wieder gerichtet. Ein paar Leute kümmerten sich einige Zeit um mich.
Aber dann war alles wie vorher.

Und seitdem bin ich wieder allein im Gewimmel und wünsche mir so sehr, dass mal noch ein Auto gegen meinen Fuß fährt.
Am besten soll es mich ganz umfahren. Wer braucht schon noch ein einsames Verkehrszeichen mitten auf einer Verkehrsinsel?

So ganz in meine düstern Gedanken versunken, merke ich nicht, wie sich ein kleiner Spatz auf den Rand meines Kopfes setzt.
Leise piepsend fragt er: „Geht es dir nicht gut?“
„Doch … doch …“, stammele ich, und dann ganz niedergeschlagen: „Nein. Ich fühle mich so einsam.“
„Ich fühle mich auch einsam“, piepst er leise.
Und dann plustert er sich auf und holt tief Luft und fängt ganz laut zu tschilpen an: „Weißt du, weißt du … wenn du doch auch … und ich … und … und … und wenn wir … willst du?“

Ganz verdattert, da ich nicht verstehe, was der kleine von mir will, sage ich: „Was soll ich wollen?“
„Na, nana na … dass ich dich besuchen komme, so … so … ein oder zwei Mal am Tag? Dann … dann … dann sind wir beide nicht allein, oder, oder?“
Ich muss lachen, weil sich seine Stimme vor lauter Aufregung dauernd überschlägt, aber es klingt süß und das Angebot ist auch süß und eigentlich …
„Ja, ich würde mich freuen, wenn du mich jeden Tag besuchst. Dann sind wir beide nicht mehr einsam!“

Und so geschieht es jetzt auch, jeden Tag kommt mein kleiner Freund vorbei und wir unterhalten uns. Wir reden über den Verkehr, der an uns vorbei rauscht, und über das Gewimmel, in dem wir jetzt nicht mehr einsam sind.

Liebe Grüße

cat

  2 Antworten zu “Einsam im Gewimmel”

  1. Liebe cat,

    was für ein origineller Einfall, der das Herz erwärmt!!
    Das man Dir schon Geschichten geklaut hat, ist echt ein Unding!!! Leider gibt es nicht nur gute Menschen auf dieser Welt …

    Ganz liebe Grüße
    Manuela

    • Danke, liebe Manuela.
      Ja, oftmals bekommt man das ja gar nicht mit, wenn die eigenen Geschichten unter fremdem Namen gepostet werden. Ich habe es damals auch nur durch Zufall herausgefunden und im entsprechenden Forum um Löschung gebeten. War kein Probelm.

      Liebe Grüße

      cat

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