Wenn ich so zurück denke, gesungen habe ich schon immer. Zuhause, unterwegs, vor Leuten … ich wollte (Schlager-)Sängering werden. Ich hätte nach Weimar auf die Musikschule gehen können, wollte aber zu dem Zeitpunkt (7 oder 8 Jahre alt) nicht weg von zu Hause.
Ich war dann eine Zeit lang im Kinderchor der Musikschule Gera. Die Probe war aber immer am späten Nachmittag und ich musste dann abends mit dem 19:40 Uhr-Bus 15 Kilometer nach Hause fahren, dann noch eine ganze Ecke laufen. Weiß jetzt gar nicht wie weit das von der Bushaltestelle der Kleinstadt bis nach Hause ist, so vielleicht zwei, drei Kilometer. Besonders im Winter war das nicht erfreulich und als Kind so spät alleine im Bus … ich war vielleicht 8 oder 10 Jahre alt … also habe ich bald damit aufgehört. War meinen Eltern auch lieber, mussten sie sich keine Sorgen mehr machen.
Dann habe ich versucht im Schulchor mitzusingen. Der Musiklehrer unserer Schule hat den geleitet – er mochte mich nicht besonders und natürlich durfte ich nicht mitsingen!
Es gab aber irgendwann noch einen anderen Kinderchor der von einem richtigen Chorleiter (Herr S.) aus Gera geleitet wurde. Er kam einmal die Woche nach Münchenbernsdorf und leitete auch den Gemischten Chor der Erwachsenen. Die Proben waren immer Donnerstags. Nach der Kinderchorprobe und dem Klavierunterricht, den er gab, probten die Erwachsenen. Und da durfte ich singen. Im Alt. Wir hatten eine Kooperation mit einem anderen Kinderchor in Ronneburg, den er auch leitete und so hatten wir oft gemeinsame Auftritte. In unserem Kulturhaus in Münchenbernsdorf, aber auch im Haus der Kultur – einem großen Gebäude in Gera, in dem auch Größen wir Costa Cordalis (ja ja, der war auf Tournee in der DDR und sang in Gera) und andere auftraten. Herr S. hat wohl auch eine Zeit den Theaterchor in Gera geleitet, denn der Gemischte Chor durfte ab und zu bei Opernaufführungen mitsingen. Und er hatte dadurch natürlich auch Beziehungen zum Orchester des Theaters und wir hatten oftmals musikalische Unterstützung einzelner Orchestermitglieder.
Irgendwann, so mit 15 oder 16 ging ich nahtlos in den Gemischten Chor der Erwachsenen. Eigentlich clever, Herr S. hat sich seinen Nachwuchs immer selbst ‚gezogen‘. Wir haben vorwiegend weltliche Lieder gesungen. Volkslieder, aber auch anspruchsvolle wie den Gefangenenchor aus Nabucco oder das Ave Verum von Mozart. Leider habe ich keine gute deutsche Aufnahme vom Gefangenenchor bei YouTube gefunden, sonst hätte ich sie verlinkt. Aber gerade dieses Lied war/ist eines meiner absoluten Lieblingslieder, und der Chor sang es für mich auf unserem Polterabend – vielleicht ein Omen dafür, dass ich mir in dieser (ersten) Ehe manchmal wie eine Gefangene vor kam? Egal.
Jedenfalls waren wir mit dem Chor auch einmal im Fernsehen, es gab da eine Sendung in der immer verschiedene Chöre sangen. Einige Sänger standen auf der Bühne, der Rest saß im Publikum. *g* Meine Mutter erzählte mir später, dass meine länglichen Silberohrringe in Blattform immer wieder geblitzt hätten und dadurch automatisch der Blick auf mich gelenkt wurde. Schade, dass es davon keine Aufnahme mehr gibt.
Nach der Hochzeit habe ich lange Zeit dann nur zu Hause gesungen, die Lieder die im Radio liefen mitgeträllert.
Als ich 2004 nach Bad Kreuznach zog erfuhr ich, dass mein Schwiegervater einen katholischen Kirchenchor leitete. Irgendwann traute ich mich und sagte ihm, dass ich gerne wieder singen würde. Und er lud mich ein, dem Chor doch beim Patronatsfest Peter & Paul (29.06.) zuzuhören und dann zu überlegen, ob ich da nicht mitsingen wolle.
Seit dem singe ich dort und mein Mr. M. begann nach einiger Zeit, in der ich ihm in den Ohren lag doch mitzusingen, auch dort – im Bass. Da singen wir jetzt also Kirchenlieder – Lithurgie – auch am Samstagabend wieder.
Und dann gibt es seit drei Jahren noch ein Musikensemble in dem wir singen. Und für das Mr. M. die Musikstücke zusammen stellt und einiges andere mehr macht und bei dem ich mich um die (Proben-)Termine und ähnliches kümmere. In jeder Stimme gibt es nur drei Sänger/innen. Und wir proben ab dem Spätsommer für ein Konzert, welches immer am Vorabend des ersten Advent stattfindet. Davon aber ein anderes Mal mehr.
Und ab und zu helfen Mr. M. und ich in anderen Chören aus …
Was ich aber eigentlich erzählen wollte … Wir kamen letztens drauf, als ich ‚Wenn der Topf aber nun ein Loch hat‘ sang. Und ich mir danach überlegte, was wir als Kind noch so an Liedern sagen. Natürlich sang ich damals auch ‚Arbeiterlieder‘. Wir lernten sie in der Schule und sangen sie auch teilweise im Kinderchor. Und jetzt stellt euch mal vor, ein Kinderchor singt: Wir sind die Moorsoldaten
Der Text ist mit abgedruckt. (Für die, die es nicht wissen: Das Lied wurde von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschaffen.)
Das ist, jetzt rückblickend, schon etwas komisch. Aber ich habe auch dieses Lied geliebt. Ich glaube ich wollte es einmal mit einer Freundin zum ‚Fest der jungen Künstler‘ singen. Das war ein Nachmittag, an dem aus jeder Schulklasse ein paar Mädchen und Jungen vor einer Jury etwas sangen oder Gedichte aufsagten, Kunststückchen machten oder Sketche vorspielten. Heute nennt man sowas wohl DSDS oder X-Faktor. 🙂
Wir durften nicht, das Lied wurde erst in der 7. Klasse gelehrt und in der waren wir noch nicht …
Liebe Grüße
cat